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Portrait Siegfried Rauch

Deutschland 2001/02
Regie und Drehbuch: Steffi Kammermeier
45 Minuten

Siegfried Rauch, Foto: ©BR

Siegfried Rauch, Foto: ©BR

„Ich bin ein ganz normaler Mensch“ sagt der beliebte Schauspieler Siegfried Rauch von sich selbst. Aber welcher Normalsterbliche hat bei rund 200 Filmen mitgemacht, Theater gespielt, Platten besungen, Filmikonen wie Donald Sutherland, Steve Mc Queen oder Pierre Brice das „Fürchten“ gelehrt und schippert als „Traumschiff“- Kapitän durch die Meere.
Seit mehr als vierzig Jahren ist Siegfried Rauch im Geschäft. In München spielte der große Blonde mit den stahlblauen Augen neben Grete Weiser in der „Kleinen Komödie am Max II“ und wurde bald für Fernsehen und Kino entdeckt.

Siegfried Rauch, Foto: ©BR

Siegfried Rauch, Foto: ©BR

Peter Beauvais holte ihn 1962 für das Fernsehspiel „Undine“ erstmals vor die Kamera und Mitte der Siebziger Jahre schaffte er als Agent Thomas Lieven in der Simmel-Verfilmung „Es muss nicht immer Kaviar sein“ seinen Durchbruch im deutschen Fernsehen. Serien wie „Eine glückliche Familie“ mit Maria Schell oder „Wildbach“ machten ihn endgültig zum Publikumsliebling.

Dort lebt er – ganze ohne Skandale – seit vielen Jahren in der Nähe von Murnau in einem Bauernhaus mit seiner Frau Karin.

Obwohl Siegfried Rauch mit erfolgreichen Kinofilmen wie „Le Mans“, General Patton“ oder „The Big Red One“ auch international den Durchbruch schaffte, zog es ihn letztlich zurück in die Heimat, nach Deutschland, genauer gesagt nach Bayern.

Am 2. April 2002 wurde Siegfried Rauch 70 Jahre alt. Für ihr Geburtstags-Porträt hat Steffi Kammermeier ihn in seinem Zuhause besucht, bei der Arbeit beobachtet, mit Kollegen, Freunden, seiner Familie gesprochen und so manche Film- und Theaterrarität ausgegraben.

Als ich mein Spiegelbild verlor

Deutschland 2001
Regie und Drehbuch: Steffi Kammermeier
Kamera: Albrecht Schinnerer
Ton: Kurt Hüttl
Schnitt: Katharina Sanders
Redaktion: Renate Stegmüller
45 Minuten

Urda Skarda, Foto: ©BR

Urda Skarda, Foto: ©BR

Urda Skarda ist die Ballettlehrerin meiner Töchter.
In ihrem kleinen Studio, direkt über dem Treppenabgang zu den Umkleiden,
(Kleine Schleichwerbung: „Ballettschule Meier, St. Blasienstr. 10, Tel: 089/3507080) hängt ein großes Bild aus den Sechziger Jahren. Zwei Tänzerinnen, ähnlich wie ein Ei dem anderen, sind in schneidiger Jazztanz-Pose zu sehen. „Karin und Urda“ steht unten am Bildrand.

Als ich damals Urda zum ersten Mal nach dieser Karin fragte, standen dieser sonst so positiven und optimistischen Frau plötzlich die Tränen in den Augen. Ja, Karin sei doch ihre Zwillingsschwester meinte sie und begann zu erzählen, von sich, ihrem Leben, ihrer Schwester – und dem unermesslichen Verlust, den Karins früher Tod in ihre Existenz gerissen hatte.

In meinem Film erzählt Urda noch mehr. Von der Geburt in Mähren, der Flucht übers Kurische Haff, tagelangen gefahrvollen Märschen, russischen Soldaten, die die damals vierjährigen Mädchen ziehen lassen, weil die Mutter sie in den Po zwickt, damit sie recht Mitleid erregend weinen. Dann die Ankunft in Bremen, wo Verwandte wohnen. Verlaust, ausgehungert, aber in Sicherheit, und glücklich, endlich irgendwo neu anfangen zu können.

Die beiden Zwillingsmädchen entpuppen sich als äußerst sportlich und gelenkig. Weil sie unbedingt Tänzerinnen werden wollen, sorgt die Mutter für ein Stipendium bei einer berühmten Ballettlehrerin, die sie Jahre später nur ungern ins erste Engagement entlässt.

Urda Skarda, Foto: ©BR

Urda Skarda, Foto: ©BR

In Kaiserslautern beginnt die Karriere der beiden Zwillingstänzerinnen, die zunächst klassische Partien tanzen, dann jedoch den Jazztanz für sich entdecken. Ähnlich den Kessler-Zwillingen tanzen sie sich in die erste Reige des Showbusiness, treten im Fernsehen auf, tanzen im berühmten ZDF-Fernsehballett mit, inszenieren Modeschauen. Der Karriere wird beinahe alles geopfert.

Als Urda sich verliebt und heiratet, fürchtet Karin um die gemeinsame Laufbahn. Auch wenn sie selbst einen Gefährten findet, wohl fühlt sie sich erst, als Urdas Ehe scheitert und sie die Schwester wieder für sich alleine hat. Doch nicht lange dauert das Glück der beiden. Am Tag der Eröffnung ihres gemeinsamen Ballettstudios stellt Karin eine Geschwulst im Bauch fest. Nur ein halbes Jahr später ist sie tot. Krebs. Für Urda ein Schock.

Alleine muss sie nun die neu gegründete Tanzschule leiten, muss ihren Schmerz hinunter schlucken und – ganz nach dem Motto „The Show must go on“ – an vorderster Front strahlen. Heute unterrichtet sie Vierjährige ebenso wie gleichaltrige Erwachsene in Jazz- und Modern Dance. Wie Urda den Verlust ihres „Spiegelbildes“ meistert, wie sie sich in ihrem neuen Leben einrichtet und letztlich ihre große Liebe kennen lernt, schildert sie in anrührender Aufrichtigkeit und Wärme.

Karin und Urda, Fotos: ©BR

Karin und Urda, Fotos: ©BR